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Startseite » Blog » Die Kontroversen um Straßencannabis

Die Kon­tro­ver­sen um Stra­ßen­can­na­bis

Im Okto­ber 2024 mach­te inner­halb der Can­na­bis­com­mu­ni­ty eine „Stu­die“ der Sani­ty Group die Run­de. Die Sani­ty Group ver­treibt unter ande­rem unter dem Namen „Avaay Medi­cal“ medi­zi­ni­sche Can­na­bis­blü­ten. Das Ergeb­nis der Unter­su­chung: Stra­ßen­can­na­bis – also das vom Dea­ler aus dem Park (oder wo man sonst so sei­ne Dro­gen kauft) – sei kon­ta­mi­niert. Man will unter ande­rem Spu­ren von Koka­in, Pes­ti­zi­den, Haar­spray, Fäka­li­en, Bak­te­ri­en und Viren auf den Blü­ten nach­ge­wie­sen haben. Die Kern­aus­sa­ge: Stra­ßen­can­na­bis ist ver­un­rei­nigt und gefähr­lich für den Kon­su­men­ten. Wir brau­chen Fach­ge­schäf­te und eine regu­lier­te Abga­be. Die­ser Erkennt­nis stim­me ich zu, der angeb­lich wis­sen­schaft­li­che Weg dort­hin ist jedoch eher frag­wür­dig.

Inner­halb der Can­na­bis­com­mu­ni­ty ist die­se Ein­sicht nicht neu und eines der Haupt­ar­gu­men­te für eine voll­stän­di­ge Lega­li­sie­rung inklu­si­ve über­wach­ten Anbaus und Qua­li­täts­kon­trol­le. Ich möch­te in die­sem Arti­kel auch nicht abstrei­ten, dass Gras vom Schwarz­markt sei­ne Tücken hat. Im bes­ten Fall raucht man Blü­ten aus einem sau­be­ren Home­grow. In der Regel ist das, was man da in den klei­nen Plas­tik­tü­ten kauft, aber mit irgend­was gestreckt. Das kön­nen im bes­ten Fall Küchen­kräu­ter sein, im schlimms­ten Fall eben Haar­spray oder ande­re Sub­stan­zen. Mir geht es in die­sem Arti­kel auch nicht um die Aus­sa­ge, dass ille­gal erwor­be­nes Can­na­bis ver­un­rei­nigt ist. Es geht mir eher um die Metho­de, mit der die Ergeb­nis­se ermit­telt wur­den.

Wis­sen­schaft­li­che Güte­kri­te­ri­en: Objek­ti­vi­tät, Relia­bi­li­tät und Vali­di­tät

Jede quan­ti­ta­ti­ve Unter­su­chung (d.h. Unter­su­chung, bei der die Men­ge von etwas gemes­sen wird), die den Anspruch erhebt, für die Wis­sen­schaft gül­ti­ge Ergeb­nis­se zu lie­fern, muss drei Güte­kri­te­ri­en erfül­len. Die­se Kri­te­ri­en sind Objek­ti­vi­tät, Relia­bi­li­tät und Vali­di­tät.

Vali­di­tät: Eine Mes­sung gilt als vali­de, wenn tat­säch­lich das gemes­sen wird, was gemes­sen wer­den soll. Die Ergeb­nis­se gel­ten somit als glaub­wür­dig.

Relia­bi­li­tät: Die Relia­bi­li­tät einer Unter­su­chung bezieht sich dar­auf, ob eine Unter­su­chung bei wie­der­hol­ter Durch­füh­rung immer die glei­chen oder zumin­dest ähn­li­che Ergeb­nis­se lie­fert.

Objek­ti­vi­tät: Eine Unter­su­chung ist objek­tiv, wenn kei­ne unge­woll­ten Ein­flüs­se durch die Per­so­nen ent­ste­hen, die dar­an betei­ligt sind.

Fra­ge­stel­lung und Metho­dik der Avaay-Unter­su­chung

Die Fra­ge­stel­lung der Unter­su­chung lau­te­te: Wel­che nicht-can­na­bi­no­iden Ver­bin­dun­gen sind in Stra­ßen­can­na­bis ent­hal­ten? Glück­li­cher­wei­se stellt Avaay Infor­ma­tio­nen zu sei­ner Ana­ly­se­me­tho­dik zur Ver­fü­gung. Und schon die ers­te Beschrei­bung des Vor­ge­hens lässt an den Ergeb­nis­sen zwei­feln:

„Über einen Auf­ruf auf der Platt­form „Red­dit” konn­ten wir genü­gend Frei­wil­li­ge gewin­nen, die sich bereit erklär­ten, ihr über den Schwarz­markt bezo­ge­nes Can­na­bis mit­hil­fe eines ver­sie­gel­ten Test­kits ein­schließ­lich Stand­ort­in­for­ma­tio­nen und Zeit­stem­pel zur Ana­ly­se an unser For­schungs­team zu sen­den.“

So heißt es auf dem Inter­net­auf­tritt des Unter­neh­mens. Das den Red­dit-Usern zuge­sand­te Test­kit ent­hielt dabei laut Anga­ben von Avaay „ein Reagenz­glas mit einem Tup­fer zur Durch­füh­rung der Hoch­leis­tungs­flüs­sig­keits­ch­ro­ma­to­gra­phie, vier sepa­ra­te kolo­ri­me­tri­sche Tests für die auf­ge­führ­ten Dro­gen, einen Test auf fäka­le Indi­ka­tor­bak­te­ri­en, drei PCR-Tests für die ange­ge­be­nen Bak­te­ri­en, ein Paar ste­ri­le Hand­schu­he und eine Mas­ke. Aber ent­spre­chen die so erhal­te­nen Ergeb­nis­se wirk­lich wis­sen­schaft­li­chen Güte­kri­te­ri­en? Der Anspruch von Avaay Medi­cal scheint mir da doch sehr nied­rig zu sein. Wer­fen wir einen Blick auf die Kri­te­ri­en:

Vali­di­tät der Unter­su­chung: Gül­tig­keit der Ergeb­nis­se

Bei der Vali­di­tät geht es dar­um, ob das Ergeb­nis der Stu­die wirk­lich durch die unter­such­ten Fak­to­ren beein­flusst wur­de und nicht durch ande­re, zufäl­li­ge Ein­flüs­se. Die Vali­di­tät der beschrie­be­nen Unter­su­chung hängt von meh­re­ren Fak­to­ren ab, dar­un­ter die Metho­de der Pro­ben­ent­nah­me, die ange­wand­ten Ana­ly­se­me­tho­den und die Stich­pro­ben­qua­li­tät.

Posi­tiv her­vor­zu­he­ben sind die gewähl­ten Nach­weis­me­tho­den. Instru­men­tel­le Nach­weis­we­ge, wie Hoch­leis­tungs­flüs­sig­keits­ch­ro­ma­to­gra­phie (HPLC) und Liquid Chro­ma­to­gra­phy-Tan­dem Mass Spec­tro­me­try (LC-MS/MS) gehö­ren zu den bewähr­ten Tech­ni­ken für die Detek­ti­on von Pes­ti­zi­den, Schwer­me­tal­len und ande­ren Kon­ta­mi­na­tio­nen. Die Wahl die­ser Tech­ni­ken spricht dafür, dass die Ergeb­nis­se hin­sicht­lich der nach­ge­wie­se­nen Sub­stan­zen zuver­läs­sig sind.

Auch im Hin­blick auf Doku­men­ta­ti­on und die Trans­pa­renz kann man Avaay nichts vor­wer­fen. Die ver­wen­de­ten Ana­ly­se­me­tho­den und Sub­stan­zen wer­den detail­liert beschrie­ben und ermög­li­chen ande­ren, die Ergeb­nis­se nach­zu­voll­zie­hen oder ähn­li­che Ana­ly­sen durch­zu­füh­ren.

Pro­be­nah­me und Reprä­sen­ta­ti­vi­tät: Poten­zi­el­le Ver­zer­run­gen

Im Hin­blick auf die Pro­be­nah­me und die Reprä­sen­ta­ti­vi­tät der Pro­ben könn­te
es aller­dings zu Ver­zer­run­gen kom­men. Zum einen basiert die Unter­su­chung auf frei­wil­li­gen Pro­ben, deren Spen­der auf der Platt­form „Red­dit“rekru­tiert wur­den. Die Stich­pro­be könn­te daher eine Ver­zer­rung auf­wei­sen, weil sie mög­li­cher­wei­se nur bestimm­te Kon­su­men­ten­grup­pen anspricht. Da die Pro­ben außer­dem von den Teil­neh­mern selbst ent­nom­men und ver­sen­det wur­den, ist die Wahr­schein­lich­keit hoch, dass die Kon­ta­mi­na­ti­on nicht auf den Pro­ben selbst vor­lag, son­dern von den Teil­neh­mern ver­ur­sacht wur­de. Dies gilt viel­leicht nicht für Pes­ti­zi­de und Sub­stan­zen wie Haar­spray. Fäkal­bak­te­ri­en, COVID-Viren und ande­re („stär­ke­re“) Dro­gen las­sen aber die Ver­mu­tung zu, dass die Pro­ben­ent­nah­me nicht in einem ste­ri­len Umfeld, son­dern eher auf einem unge­rei­nig­ten „Rol­ling Tray“ statt­ge­fun­den hat; mit unge­wa­sche­nen Hän­den und Res­ten der genann­ten Sub­stan­zen. Auch kann nicht sicher­ge­stellt wer­den, dass die mit­ge­lie­fer­ten Hand­schu­he und der Mund­schutz kor­rekt ange­legt oder über­haupt getra­gen wur­den. Genau­so kön­nen ande­re anwe­sen­de Per­so­nen oder Haus­tie­re zur Kon­ta­mi­na­ti­on bei­tra­gen, selbst wenn Hand­schu­he und Mund­schutz bei der Pro­ben neh­men­den Per­son kor­rekt ange­legt wur­den.

Relia­bi­li­tät der Avaay-Stu­die: Zuver­läs­sig­keit der Ergeb­nis­se

Die Relia­bi­li­tät einer Unter­su­chung ist ein Maß dafür, wie zuver­läs­sig und kon­sis­tent die Ergeb­nis­se sind, wenn die glei­chen Bedin­gun­gen und Metho­den wie­der­holt ange­wen­det wer­den. Bei der Stu­die von Avaay lässt sich die Relia­bi­li­tät anhand meh­re­rer Fak­to­ren bewer­ten:


Die ver­wen­de­ten Tech­ni­ken, wie HPLC und LC-MS/MS, sind in der che­mi­schen Ana­ly­tik für ihre hohe Prä­zi­si­on und Wie­der­hol­bar­keit bekannt. Wenn die­se unter kon­trol­lier­ten Bedin­gun­gen ver­wen­det wer­den (und das ist in spe­zia­li­sier­ten Unter­neh­men aus der Phar­ma­in­dus­trie nor­ma­ler­wei­se der Fall), sind sie in der Regel relia­bel. Es kön­nen also glei­che Ergeb­nis­se bei der erneu­ten Mes­sung ein und der­sel­ben Pro­be erwar­tet wer­den.


Wie schon bei der Bewer­tung der Vali­di­tät, spielt auch bei der Relia­bi­li­tät die Doku­men­ta­ti­on der Metho­dik eine gro­ße Rol­le. Ande­re For­schen­de erhal­ten so die Mög­lich­keit, den Ablauf nach­zu­voll­zie­hen und auf die glei­che Art zu wie­der­ho­len. Die doku­men­tier­te Metho­dik in die­ser Avaay-Stu­die gibt einen detail­lier­ten Ein­blick in den Ablauf der Ana­ly­sen, was posi­tiv für die Relia­bi­li­tät spricht, zumin­dest in Bezug auf die Labor­er­geb­nis­se.

Die Pro­be wur­de von Frei­wil­li­gen ent­nom­men und mit der Post ver­sandt. Um zuver­läs­si­ge und kon­sis­ten­te Ergeb­nis­se zu bekom­men, bedarf es stan­dar­di­sier­ter Pro­be­ent­nah­me­be­din­gun­gen. Neben der bereits oben erwähn­ten nicht ste­ri­len Arbeits­um­ge­bung kön­nen auch Fak­to­ren wie u.a. Tem­pe­ra­tur und Luft­feuch­tig­keit die Pro­ben beein­flus­sen und eine Inkon­sis­tenz in den Ana­ly­se­er­geb­nis­sen her­vor­ru­fen. Die Relia­bi­li­tät der Labor­ana­ly­sen selbst scheint also hoch zu sein, wäh­rend die Relia­bi­li­tät der Stu­die ins­ge­samt durch die unkon­trol­lier­te Pro­ben­ent­nah­me ein­ge­schränkt ist.

Objek­ti­vi­tät der Unter­su­chung: Unab­hän­gig­keit der Ergeb­nis­se

Die Objek­ti­vi­tät einer wis­sen­schaft­li­chen Unter­su­chung bezieht sich dar­auf, inwie­weit die Ergeb­nis­se unab­hän­gig von Ein­flüs­sen der For­scher sind und somit frei von sub­jek­ti­ven Ver­zer­run­gen (Bias). Bei der Betrach­tung der Avaay-Stu­die hin­sicht­lich der Objek­ti­vi­tät tre­ten ähn­li­che Pro­ble­ma­ti­ken auf wie schon bei der Vali­di­tät und der Relia­bi­li­tät.


Die ver­wen­de­ten instru­men­tel­len Mess­me­tho­den wie Hoch­leis­tungs­flüs­sig­keits­ch­ro­ma­to­gra­phie (HPLC) und Flüs­sig­chro­ma­to­gra­phie-Mas­sen­spek­tro­me­trie (LC-MS/MS) sind stan­dar­di­sier­te und  auto­ma­ti­sier­te Metho­den, die wenig Spiel­raum für Inter­pre­ta­tio­nen oder sub­jek­ti­ve Ein­flüs­se der sie bedie­nen­den Per­so­nen las­sen. Sie lie­fern objek­ti­ve, quan­ti­fi­zier­ba­re Ergeb­nis­se


Da die Pro­ben­ent­nah­me nicht unter direk­ter wis­sen­schaft­li­cher Auf­sicht erfolgt ist, son­dern die Pro­ben von Frei­wil­li­gen gesam­melt wur­den, kann die Objek­ti­vi­tät beein­träch­tigt sein. Dies bedeu­tet aber kei­ne Beein­flus­sung durch das Mess­per­so­nal, son­dern eher eine poten­zi­el­le Unre­gel­mä­ßig­keit in der Pro­ben­ba­sis. Außer­dem kann die Aus­wahl der Frei­wil­li­gen oder die Ein­la­dung zur Teil­nah­me über bestimm­te Kanä­le zu Ver­zer­run­gen der Ergeb­nis­se füh­ren.


Die Ana­ly­se und Aus­wer­tung der Ergeb­nis­se wird in Unter­neh­men aus der Phar­ma­bran­che in der Regel strikt pro­to­kol­liert und unab­hän­gig von den sub­jek­ti­ven Erwar­tun­gen der For­scher durch­ge­führt. Die Objek­ti­vi­tät kann hier dem­nach als hoch ein­ge­stuft wer­den. Es wäre opti­mal, wenn die Unter­su­chung von einer unab­hän­gi­gen Kon­troll­in­stanz über­prüft oder die Daten­aus­wer­tung von meh­re­ren For­schern unab­hän­gig durch­ge­führt wur­de. Ob dies statt­ge­fun­den hat, ver­mag ich anhand der mir vor­lie­gen­den Daten nicht zu beur­tei­len.

Ins­ge­samt lässt sich sagen, dass die Objek­ti­vi­tät der Labor­mes­sun­gen durch die stan­dar­di­sier­ten Ana­ly­se­ver­fah­ren gewähr­leis­tet ist. Die Objek­ti­vi­tät der gesam­ten Unter­su­chung könn­te aller­dings durch die poten­zi­el­len Varia­blen bei der Pro­ben­ent­nah­me durch die Teil­neh­mer beein­flusst wor­den sein.

Fazit: Vor­sicht vor ver­kürz­ten Argu­men­ta­tio­nen

Die Unter­su­chung von Avaay zeigt in Bezug auf die Güte­kri­te­ri­en der Vali­di­tät, Relia­bi­li­tät und Objek­ti­vi­tät Stär­ken und Schwä­chen, die zusam­men­ge­fasst wie folgt zu bewer­ten sind:

  • Vali­di­tät: Die Unter­su­chung lie­fert zwar wert­vol­le Ein­bli­cke in die in Stra­ßen­can­na­bis gefun­de­nen nicht-can­na­bi­no­iden Ver­bin­dun­gen, weist jedoch auf­grund der Pro­ben­be­schaf­fung durch frei­wil­li­ge Ein­sen­dun­gen nur ein­ge­schränk­te Vali­di­tät auf. Die Aus­wahl der Pro­ben ist nicht reprä­sen­ta­tiv für den gesam­ten Markt, wes­halb die Ergeb­nis­se nur ein­ge­schränkt ver­all­ge­mei­ner­bar sind. Die Metho­den zur che­mi­schen Ana­ly­se (HPLC und LC-MS/MS) jedoch ange­mes­sen, um spe­zi­fi­sche Sub­stan­zen nach­zu­wei­sen.
  • Relia­bi­li­tät: Die ange­wand­ten Ana­ly­se­ver­fah­ren (HPLC und LC-MS/MS) bie­ten ein hohes Maß an Zuver­läs­sig­keit und könn­ten bei wie­der­hol­ten Ana­ly­sen ähn­li­che Ergeb­nis­se lie­fern. Auch die Relia­bi­li­tät ist durch die Metho­dik der Pro­ben­samm­lung ein­ge­schränkt.
  • Objek­ti­vi­tät: Die Unter­su­chung ist in der Aus­wer­tung durch die auto­ma­ti­sier­ten che­mi­schen Ana­ly­se­me­tho­den objek­tiv. Die man­geln­de Kon­trol­le über die Pro­ben­her­kunft könn­te jedoch poten­zi­el­le Ver­zer­run­gen ein­füh­ren, da bestimm­te Arten von Pro­ben mög­li­cher­wei­se sys­te­ma­tisch unter- oder über­re­prä­sen­tiert sind.

Die Unter­su­chung ist dem­nach zwar grund­sätz­lich geeig­net, um Hin­wei­se auf die Art der nicht-can­na­bi­no­iden Ver­bin­dun­gen in Stra­ßen­can­na­bis zu lie­fern. Trotz­dem wäre eine metho­disch stren­ge­re Stu­die mit reprä­sen­ta­ti­ver Pro­ben­ent­nah­me not­wen­dig, um die Fra­ge, wel­che nicht-can­na­bi­no­iden Ver­bin­dun­gen im Stra­ßen­can­na­bis-Markt vor­kom­men, kor­rekt zu beant­wor­ten.

Kraut­wis­sens Senf dazu

Dass die Can­na­bis­blü­ten (und auch die Extrak­te), die man auf dem sog. Schwarz­markt kau­fen kann, kei­ner Qua­li­täts­kon­trol­le unter­lie­gen, ist bei Kon­su­men­ten kein Geheim­nis. Wenn im Rah­men poli­ti­scher Debat­ten über eine Lega­li­sie­rung von Can­na­bis dis­ku­tiert wird, ist es sogar eines der Haupt­ar­gu­men­te, nicht nur im Hin­blick auf die Lega­li­sie­rung von Can­na­bis, son­dern in Bezug auf alle Dro­gen. Man stel­le sich vor, der Deut­schen liebs­te Sub­stanz Alko­hol wür­de unkon­trol­liert in irgend­wel­chen Hin­ter­hö­fen gebraut oder gebrannt oder käme aus aus­län­di­scher Pro­duk­ti­on, die kei­ner Qua­li­täts­kon­trol­le unter­liegt.

Vor die­sem Hin­ter­grund scheint es sinn­voll, sich einer­seits zu fra­gen, wel­che nicht-can­na­bi­no­iden Ver­bin­dun­gen sich im Schwarz­markt­can­na­bis befin­den und dies ande­rer­seits auch nach­zu­wei­sen. Es ist nur sehr scha­de, dass dies durch ein Unter­neh­men der Phar­ma­bran­che gesche­hen muss und nicht durch bei­spiels­wei­se öffent­li­che Stel­len, die dann auf Basis der erhal­te­nen Ergeb­nis­se Schlüs­se für die zukünf­ti­ge Dro­gen­po­li­tik zie­hen.

Der Zugang zu medi­zi­ni­schem Can­na­bis ist fast so leicht wie der zu Ibu­profen

Der Markt für medi­zi­ni­sches Can­na­bis wird von Unter­neh­men aus der Phar­ma­bran­che kon­trol­liert. Der Zugang zu medi­zi­ni­schem Can­na­bis ist mit dem Weg­fall von Can­na­bis aus dem BtMG sehr nied­rig­schwel­lig gewor­den. Tele­me­di­zin­an­bie­ter sprie­ßen wie Pil­ze aus dem Boden und jeder Life­style-Kon­su­ment, der die Chuz­pe besitzt, den Ärz­ten die­ser Hot­lines      eine Krank­heits­lü­ge auf­zu­ti­schen, kommt güns­tig an sein Kraut. Die direk­te Kon­kur­renz dazu bil­den die gera­de erst ent­ste­hen­den Can­na­bis-Anbau­ver­ei­ni­gun­gen (Can­na­bis Social Clubs), denen mit büro­kra­ti­schen Hür­den der Weg zur Anbau­li­zenz erschwert wird.

Ich bin ein Fan davon, Miss­stän­de zu benen­nen und das Gan­ze wis­sen­schaft­lich zu unter­mau­ern. Die oben­ge­nann­ten Mess­ergeb­nis­se haben mit ihrer Ver­öf­fent­li­chung wahr­schein­lich dazu geführt, dass die öffent­li­che Dis­kus­si­on z.B. über nied­rig­schwel­li­ge Drug­che­cking-Ange­bo­te oder den Ver­kauf von Can­na­bis in Fach­ge­schäf­ten nicht an Fahrt ver­liert. Wenn man aber wirk­lich hieb- und stich­fest argu­men­tie­ren möch­te, dann braucht man dafür Ergeb­nis­se, die wis­sen­schaft­li­chen Güte­kri­te­ri­en genü­gen. Die oben genann­te Stu­die stellt durch ihre Män­gel eher ein Stroh­feu­er dar. Und das Licht die­ses Feu­ers fällt auf die Her­stel­ler von medi­zi­ni­schem Can­na­bis.

Bil­det euch! Bil­det ande­re! Bil­det Anbau­ver­ei­ni­gun­gen!

Ich möch­te hier kei­nem Unter­neh­men das Recht auf (gutes) Mar­ke­ting abspre­chen. Aber wenn du als Leser auf die­sen Blog gesto­ßen bist, mehr oder weni­ger Can­na­bis kon­su­mierst und dich für die Lega­li­sie­rung ein­set­zen möch­test, dann schließ dich einer Anbau­ver­ei­ni­gung an. Die Phar­ma­in­dus­trie gibt sich bei der Her­stel­lung von Can­na­bis schon Mühe – sau­be­re Labo­re, wei­ße Kit­tel, jede Men­ge Prü­fun­gen… top! Da kriegt man ste­ri­les Gras, das genau so auf­re­gend ist wie ein Kran­ken­haus­auf­ent­halt. Aber für Can­na­bis­pa­ti­en­ten genau das Rich­ti­ge. Schon um deren Sta­tus nicht zu ver­un­glimpf­li­chen, soll­ten Frei­zeit­kon­su­men­ten auf medi­zi­ni­sches Can­na­bis ver­zich­ten.  Medi­zin ist für kran­ke Men­schen da und auch für ihre Bedürf­nis­se. Bestim­men Frei­zeit­kon­su­men­ten die­sen Markt, rich­tet sich der Markt ja auch an ihnen aus, was für die­je­ni­gen fatal wäre, die medi­zi­nisch dar­auf ange­wie­sen sind.

In einer Anbau­ver­ei­ni­gung geht’s um mehr als nur Labor­stan­dards – da gibt’s Gemein­schaft, Selbst­be­stim­mung und Gras, das auch wirk­lich nach was schmeckt. Hier kannst Du nicht nur mit­ent­schei­den, wie’s ange­baut wird, son­dern lernst auch von Leu­ten, die genau­so viel Lei­den­schaft rein­ste­cken wie Du. Und wer’s ganz per­sön­lich mag, kann gleich selbst im eige­nen Wohn­zim­mer zum Gärt­ner wer­den – ganz ohne ste­ri­le Hand­schu­he und Kli­nik-Atmo­sphä­re.

Also, wenn Du Dich ent­schei­den kannst zwi­schen Mas­sen­pro­duk­ti­on und einem Gras, das tat­säch­lich nach Hand­ar­beit und Cha­rak­ter schmeckt … sag mir nicht, Du wählst die wei­ße Kit­tel-Num­mer!

Was denkst du über die Ange­bo­te der Phar­ma­in­dus­trie im Ver­gleich zum (gemein­schaft­li­chen) Eigen­an­bau? Hast du schon Erfah­run­gen gemacht? Tei­le dei­ne Mei­nung in den Kom­men­ta­ren! Lass uns dar­über dis­ku­tie­ren, war­um der eige­ne Anbau und die Gemein­schaft nicht nur nach­hal­ti­ger, son­dern auch viel erfül­len­der sind!

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